Dienstag, 22. Juli 2008

24. 10. 67

Jetzt ist Schütz, bislang Staatssekretär im Außenministerium, Oberbürgermeister [Regierender B.!] von Berlin geworden. Eine erste "Feuerprobe" hat er damit bestanden, daß die vorgestrige Demonstration gegen den Krieg in Vietnam, die wie in Washington so auch in vielen anderen Städten der west. Welt u.a. auch in Berlin stattfand, in Berlin verhältnismäßig ruhig verlaufen ist. - In Washington waren es 100 000 Demonstranten. -
Ein israelischer Zerstörer von Ägypten mit Raketen versenkt. Israel behauptet, er habe sich nicht auf ägypt. Territorium begeben.
Aufsehen [erregen]de Kritik Bölls, der den Büchner-Preis erhielt, an der großen Koalition. Auf der Buchmesse Demonstrationen f[ür] eine Enteignung Springers.
Der ehemalige Botschafter Duckwitz Nachfolger von Schütz als Staatssekretär im AA.
Im Nahen Osten droht wieder Krieg. Aus israelischen Zeitungskommentaren zur Versenkung des Zerstörers "Elath" ein fast einstimmiger Ruf nach Vergeltung.
Das Neueste von de Gaulle: Er macht einen Besuch in Andorra, dessen Co-Fürst das frz. Staatsoberhaupt seit 1278 ist, und verkündet: Andorra hat eine große Zukunft. - Er überbietet schier sich selbst.

Sonntag, 20. Juli 2008

27.9.67

Albertz zurückgetreten (26.9.)

18.9.67

Bericht der Pressekommission: (Springer verließ bei der Schlußabstimmung der Raum) fordert u.a. Beobachtung der Konzentration u. evtl. Festlegung eines Höchstanteils, den ein Verleger an der Gesamtauflage der Presse haben darf, ebenso Unterstützungsfonds für kleine Blätter, der Beiträge nach der Auflagenhöhe gestaffelt erheben würde, u.a. Aber nur vorläufige Ergebnisse. -
Von verschiedenen Rundfunkleuten Erhöhung der Rundfunkgebühren von 2- auf 3- DM gefordert. (Das wären 59%) Hinweis darauf gegeben, daß seit 1921 gleicher Preis, aber gesteigerte Leistungen; aber auch weit mehr Rundfunkgeräte. (vermute ich wenigstens). -
In Nordvietnam erstmals von USA Ziele angegriffen, die nur 11 km von der chines. Grenze entfernt sind. USA sollen in diesem Jahr schon 40 Flugzeuge über China verloren haben. Heute sollen 3 üb[er] Nordvietnam abgeschossen worden sein.

Freitag, 18. Juli 2008

16.9.67

Nach einem Bericht in Westermanns Monatsheften über die amerikanischen Mondlandepläne (von 1963) scheint es mir sicher, daß die Sowjets zuerst auf dem Mond landen werden. (Geldausgabe für Vietnam.) Es ist ja seit längerem still um Weltraumprojekte.

11.9.67

De Gaulle provoziert augenblicklich, wenn auch mit mehr Überlegung, so wie er Kanada provoziert hatte, jetzt die BRD. Nämlich, die Oder-Neiße-Grenze anzuerkennen, wie er es 1964 getan hatte, erschien ihm nicht mehr genug. So nannte er in Schlesien die ehemalige Stadt Bismarck in Schlesien die schlesischste aller schlesischen und die polnischste aller polnischen Städte. - Verzeihung, aber ist Warschau nicht ebenso polnisch, vielleicht, ganz vielleicht sogar noch mehr? - Die Reaktion der Bundesrepublik war freilich unklugerweise nicht abgesprochen und so reagierte man sehr unterschiedlich, hüllt sich nun in Schweigen.
In diesen Tagen auch Aufruf von über 300 tschechoslowak. Schriftstellern, Künstlern aller Sparten u. Wissenschaftlern an die Künstler der Welt <war unecht, 7.2.68>, sie gegenüber ihrer Regierung moralisch zu unterstützen. Dieser Aufruf ist nach London "geschmuggelt" worden. Ich habe bisher die Reaktion von G. Grass und Paul Schallück mitbekommen.
Nahostkonflikt besteht weiter, Israel behält weiter Ost-Palästina u. die Sinaihalbinsel besetzt. Die Rückwanderung der Palästinaflüchtlinge in das jetzt israelisch besetzte Gebiet ist am 31.8. verboten worden. (Der Termin war immer wieder - auf Bitten der UNO - weiter hinausgeschoben worden.)
Heute ist die Paquewash(?)-Konferenz in Roseby [korrekt: Ronneby] (Schweden) zuendegegangen. Eine internationale Konferenz von Wissenschaftlern, die sich mit den politischen Problemen unserer Zeit und der kommenden 30 J. auseinandersetzten. Wenn die Entwicklungshilfe weiterhin so gering bleibe 10 Mrd Dollar (gegenüber 150 Mrd Dollar für Rüstung auf der Welt), so fielen die Entwicklungsländer weiter zurück, was verheerende polit. Folgen haben könne. Deshalb mindestens Verdopplung notwendig u. zwar sinnvollerseise nicht mehr national, sondern gemeinsam von beiden Blöcken.
Wegen eines Vertrages als Vorsitzender des Verwaltungsrates der IOS in Dtl. [Deutschland] wurde Mende zum Verzicht auf den Posten als Vorsitz ender der FDP gedrängt (vgl. Spiegel vom 11.9.67)

Dienstag, 15. Juli 2008

27.8.67

Während in der Pause vom 8.6. - 25.7. einiges vor sich gegangen ist, scheint mit nach dem 25.7. nichts wesentlich Neues passiert: Ausweitung des Vietnamkriegs auf bisher noch nicht bombardierte Ziele in der Nähe der chines. Grenze, neuerlicheVerschärfung der Kämpfe im Verlauf der Kulturrevolution i. China, die sowjet. Sprecher seit Januar 67 jetzt zum zweiten Mal von bevorstehendem Bürgerkrieg sprechen lassen, stärkere Stellung der Opposition in Fkr, eine Resolution des niederländ. Parlaments, in der auf Einstellung der Bombenangriffe auf Nordvietnam u. auf Verhandlungen auf der Grundlage der Genfer Konferenz v. 1954 gedrungen wird, in Griechenland weiterhin das Militärregime hart vorgehend (ein Musiker u. Führer einer polit. Jugendorganisation festgenommen), Unruhen in Hongkong, die brit. Botschaft i. Peking in Brand gesteckt, all das scheint mir keine wesentl. Neuigkeit zu besitzen, so wesentlich dies im einzelnen auch sein mag.
Wertvoll dürften die Aufzeichnungen nicht durch das werden, was sie wiedergeben, sondern höchstens dadurch, wie sie es wiedergeben u. was sie nicht wiedergeben.
Daraus wird vielleicht die Eigenart der m[ittel]a[lterlichen] Geschichtsschreibung verständlich. Wenn man seine Notizen nicht gleich macht, werden die chronolog. Irrtümer leicht beachtlich groß, auch wenn man über einen Vorgang ziemlich genau informiert ist, wird die Wiedergabe ungenau u. lückenhaft sein, wenn man nicht den ernsthaften Willen u. die Zeit hat, genauer darzustellen. Das Geschichtsbild, das sich aus diesen doch ziemlich regelmäßigen u. vergleichsweise ausführlichen Notizen ergäbe, wäre trotz der Vorteile der Nachrichtentechnik selbst für Dtl. sehr lückenhaft. Von meiner - wenigstens zwischenzeitlich halbwegs genauen - Kenntnis über innenpolit. oder wirtschaftl. Fragen geht wenig ein. So ist hier z.B. kaum von der mittelfristigen Finanzplanung des Bundes u. der Kürzung der Mittel für die Bundeswehr die Rede gewesen. (Gezielte übertrieben pessimist. Meldungen von Kürzung der Bundeswehr um 60 000 Mann, in Wirklichkeit wohl Verminderung um ca. 30 000 u. Abbau von Brigaden, statt 32 ca. 24; die 8 sollen nur noch auf Kaderstärke (von ca. 20%) gehalten werden, die restl. dafür von ca. 75% der Friedensstärke auf 100% aufgefüllt werden.)

Mittwoch, 9. Juli 2008

25.7.67

Schere Rassenunruhen in den USA, stark ausgeweitet, sogar auch Weiße beteiligt.
Th. Dehler am 21.7.67 an Herzschlag gestorben.
De Gaulle befürwortet in Quebeck Autonomiebestrebungen von frz. Kanada.
In USA Unruhen in einem Ausmaß wie seit dem amerikan. Bürgerkrieg nicht. Brandstiftung, Straßenkämpfe, Plünderungen. Sachschäden in Detroit allein ca. 800 Mill. DM.
De Gaulle ist gestern vorzeitig aus Kanada abgereist, nachdem der kanadische Ministerpräsident erklärt hatte, Kanada könne solche Äußerungen, wie de Gaulle sie getan habe, nicht akzeptieren. - Die Süddeutsche Zeitung in einem Kommentar: Wpohl erstmalig in der Geschichte ein hochoffizieller Staatsbesuch vorzeitig abgebrochen. - De Gaulle hat noch keine Begründung für den vorzeitigen Abbruch der Reise gegeben.
In Detroit Bruhigung der Rasseunruhen, doch in anderen Städten von Michigan Ausweitung. In New York Ausweitung über Harlem hinaus, z.B. von Negergruppe Geschäfte in Manhattan geplündert. - Bekannte Negerführer, unter ihnen Martin Luther King, haben sich gegen die Krawalle ausgesprochen. Der schwarze Senator von New York sprach davon, daß diese Kämpfe eine notwendige Strafe seien.
Israel-Ägypten Waffenstillstand war zeitweilig durch Feuergefechte am Suezkanal (mit Flugzeugen, ich galube auch Panzern) gestört. UN-Waffenstillstandskommission am Suezkanal. - Jordanien zu Friedensverhandlungen mit Israel bereit: bietet Anerkennung und Anerkennung der Grenzen von Mai 1966 (Waffenstillstandsgrenzen von 1949?) für Rückzug aus den besetzten Gebieten u. Rückgabe Alt-Jerusalems.

Mittwoch, 2. Juli 2008

8.6.67

Nach Israel jetzt Ägypten zu Waffenstillstand bereit. Mit Jordanien schon heute Waffenruhe. Ägypten hat noch eine Gegenoffensive eingeleitet, die aber von Idsrael zurückgeschlagen wurde. Israel steht jetzt im wesentlichen am Suezkanal.

7.6.67

Wahrscheinlich hat Israel die Kampfhandlungen begonnen, im Augenblick steht es 50 km weit in Ägypten, etwas über 100 km vom Suezkanal entfernt. Bei UNO Einigung von USA u. UdSSR auf Forderung nach Feuereinstellung (ohne Rückzugsforderung).

5.6.67

Zwischen Israel und Ägypten ist der Krieg ausgebrochen. Beide haben sich gegenseitig beschuldigt, zuerst in das Gebiet des anderen mit Panzern und Flugzeugen vorgestoßen zu sein.

4.6.67

Auch wenn ich hier nicht viel eingetragen habe, so ist doch das Problem Israel (Ägypten) stets von hoher Bedeutung für mich gewesen in den letzten Tagen. Augenblicklicher Stand der Dinge: Ägypten hat mit Jordanien und heute auch mit dem Irak einen Beistandspakt geschlossen. Nasser hat außerdem erklärt, eine Erklärung der Seemächte, daß der Golf von Akkaba [Akaba!] (insbesondere die Straße von Tiran, die weniger als 3 Seemeilen breit ist und den Zugang zu dem israelischen Hafen Eila[t] bildet) frei für die gesamte Schiffahrt sei, werde als Eingriff in die Rechte Ägyptens verstanden und werde eine starke Bedrohung des Friedens darstellen. Israel seinerseits hat zum Ausdruck gebracht, daß man verwundert sei, daß eine Erklärung der Seemächte über die Freiheit der Golfs von Akkaba [Akaba] so lange auf sich warten lasse.
Am Freitag ist es beim Besuch des Schahs von Persien in Berlin zu großen Demonstrationen gegen ihn gekommen (wie auch sonst in der BRD), wobei es in diesem Fall zu Tätlichkeiten kam, bei denen ein Student: Benno Ohnesorg von einem Kriminalbeamten in Zivil erschossen wurde. - Gestern u. heute daraufhin Demonstrationen der Berliner Studenten und das trotz eines Demonstrationsverbots durch den Berliner Senat. - Das Geschehen ist jedenfalls beängstigend. Einerseits durch die Haltung des Senats, dann natürlich wegen der traurigen Folgen der ersten Demonstration.
Wahl in Niedersachsen: Vorläufig endgültiges Ergebnis: SPD 66 Sitze (43,1%), CDU 63 Sitze (41,7%), FDP 10, NPD 10. (1963 hatte die SPD 73, die CDU 62). Das Ergebnis wird als eine Bestätigung der großen Koalition [angesehen]. (Einzig aussagehaltiger Kommentar durch Mischni[c]k (FDP)).
Äußerung des Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Albertz: Die Stadt lasse sich nicht terrorisieren. Wer terrorisiert hier wohl? - Immerhin gegen die offiziell verbotene Demonstration von heute wurde nicht eingeschritten.
Auch noch anzumerken: Die Ostregion von Nigeria (der reichste Teil des Landes) hat ihre Selbständigkeit erklärt. Bisher, soweit ich weiß, noch von niemandem anerkannt.
Der Briefwechsel von Stoph an Kiesinger noch nicht beantwortet, aber die Beratung über Antwort ist ins Endstadium gelangt.

25.5.67:

Seit gestern Kriegsgefahr im Nahen Osten. Ägypten hat Israel den Zugang zum Roten Meer (über den Golf von Akkaba) abgeschnitten.

9.5.67

Wichtig ist in diesen Tagen auch das Beitrittsgesuch Großbritanniens zur EWG, das heute Gegenstand einer Debatte im brit. Unterhaus war. Bei einigen Meinungsverschiedenheiten (vor allem bzgl. einer europäischen Atomstreitmacht, die die Konservativen befürworten) sprach sich der konservative Oppositionsführer doch für die Beitrittserklärung aus. -
Bzgl. Studentenpolitik ist zu erwähnen, die Mensaprotestversammlung vom 27.4. wegen 30 Pf. Mensapreiserhöhung und der Vorlesungsstreik vom 8.5. gegen die Sistierung des personalen Ausbaus der Universität. (Freiwerdende Lehrstühle dazu noch nicht einmal wieder besetzt.) u.ä. (Referendare nur mit Verzögerung eingestellt.)

8.5.67

Lange nichts eingeschrieben, Weltbewegendes ist wohl auch nicht passiert in der Zwischenzeit, aber doch einiges Wichtige: Wahlen in Schleswig Holstein und Rheinland-Pfalz. deutl. Erfolge der CDU u. Verluste f. SPD. Davor, wenn ich mich recht besinne, am Mittwoch, dem 19.4., ist Adenauer im Alter von 91 Jahren gestorben. Bei den Trauerfeierlichkeiten waren u.a. Johnson, Wilson, de Gaulle, Fanfani u. Ben Gurion anwesend. -
Dann der Putsch in Griechenland, der dort die Militärs an die Macht brachte. Längere Zeit Ausnahmezustand, Zeitungen verboten, der K[öni]g unter einer Art Hausarrest (o.ä.?).

3.4.67

Empörende Behauptung eines Rundfunkkommentators, das Mehrheitswahlrecht sei das sicherste Mittel zur Verhinderung einer großen Koalition. Nur wenn die kleinen Parteien ein anderes zureichendes wüßten, sei dies Argument hinfällig. Und auch den kleinen Parteien könne doch nicht an einer dauernden Fortführung der großen Koalition gelegen sein. . -
Ich kenne die historischen Gegebenheiten nicht genau. Meiner Kenntnis nach spricht aber sehr viel, jedenfalls verbildliche Äußerungen maßgeblicher Befürworter der großen Koalition, dafür, daß die große Koalition nur dazu geschaffen wurde, um das Mehrheitswahlrecht einzuführen. Das sicherste Mittel gegen eine große Koalition ist vernünftige Haltung der führenden Politiker in den großen Parteien. Wenn es die nicht gibt, ist auch beim Zweiparteiensystem eine große Koalition mögl. und dann fehlt jede Opposition, dann erst können sich die Parteien mit dem Staat identifizieren. -
Daß bisher wenn eine Partei die absolute Mehrheit habe, sie auch allein die Regierung bilde, stimmt durchaus nicht, so z.B. nicht in Berlin. Außerdem hat die die Erfahrung bis 1966 ja auch gezeigt, daß wenn Mehrheitsbildung durch eine kleine Koalition möglich ist, keine große Koalition auftritt. Erfahrungen haben leider nicht unbeschränkt Geltung für die Zukunft.
Der Kommentator Wolfgang Wagner jedenfalls hat entweder die Probleme nicht ganz begriffen oder ein gestörtes Verhältnis zur Demokratie.
Erschreckend ist auch die Argumentation des SPD-Sprechers Wieland, die Entwicklung gehe in Dtl. zum Zweiparteiensystem und deshalb gelte es auch das Wahlrecht, das dazu passe, einzuführen. Gerade umgekehrt! In der BRD ist das Zweiparteiensystem schon ohne Mehrheitswahlrecht im wesentlichen erreicht. Typische Koalitionsregierungen von gleichberechtigten Partnern sind nicht mehr üblich. Jetzt das Mehrheitswahlrecht einzuführen, wo die Tendenz sowieso zum Zweiparteiensystem geht, heißt ohne politische Notwendigkeit ein ungerechteres Wahlsystem begünstigen. Das reine Verhältniswahlrecht war Weimars Tod. Vielleicht wäre Weimar auch mit dem Wahlsystem der BRD zerbrochen, und das Mehrheitswahlrecht wäre für Weimar nötig gewesen. Für die BRD ist aber offenbar das bestehende Wahlrecht keine Gefahr, ja sogar das reine Verhältniswahlrecht wäre es wohl nicht. Weshalb dann ein Mehrheitswahlrecht?
Ein Argument für das Mehrheitswahlrecht ist, daß evtl. die NPD in den Bundestag kommen könnte und die FDP die Hürde nicht schaffen würde. Dann wäre evtl. für eine Partei eine Koalition mit der NPD oder aber eine große Koalition nötig. Aber das kann man doch abwarten. Evtl. müßte man eben eine Minderheitsregierung unter Duldung der anderen großen Partei einrichten. Aber jetzt die FDP in aller Schärfe anzugreifen und ihr Unfähigkeit, Zerrissenheit u.ä. nachzusagen, ist sicherlich nicht der beste Weg, ihre Position gegenüber der NPD zu stärken. Und zu 1969 dürfte sowieso keine Wahlrechtsänderung eintreten, weil das reine Manipulation wäre und da könnte, wenn man so weitermacht, gerade die Situation entstehen, die hoffentlich kein ernsthafter Politiker wünscht: Durchfall der FDP und Aufstieg der NPD. -
Wen sollen die Feinde der großen Koalition denn wählen, wenn nicht NPD? Natürlich FDP, aber das liegt dem Durchschnittswähler leider nicht nahe genug und wird ihr vielleicht nicht helfen.

2.4.67

Die KPD der Bundesrepublik denkt daran, um Wiederzulassung einzukommen. Ihre Chancen wären jetzt wahrscheinlich nicht schlecht. Da ist es denn höchste Zeit, daß sich die Aktionsgemeinschaft für eine sozialistische Opposition (ASO) daran macht, Anhänger zu werben, sonst wählen die intellektuellen Unzufriedenen demnächst KPD, ganz zu schweigen von den unzufriedenen Arbeitern. -
Chinas Kulturrevolution ist aus den Schlagzeilen verschwunden, Nordvietnam erscheint dort nur noch selten. Aktueller sind jetzt das Nonproliferationsabkommen f. Atomwaffen, mit dessen Entwurfsfassung die Bundesrepublik (ja, auch die öffentl[iche] Meinung) sehr unzufrieden war (inzwischen auch schon einige Zeit her), der geplante EWG-Beitritt Englands (immer wieder mal aktuell) und die Reise des Vizepräsidenten der USA Humphrey nach Europa, der die transatlant. Beziehungen verbessern will. Gestern begann die Synode der EKD. Die westl. Teilnehmer i. Westberlin, die anderen auf Grund Eingreifens der DDR-Regierung nicht in Ostberlin, sondern in Fürstenwalde. -
Die "Härtestelle" für Passierscheine besteht auch ohne offizielle Abmachungen weiter.
Wenn Ereignisse hier nicht erscheinen, so ist das nicht darauf zurückzuführen, daß sie nicht von mir bemerkt würden, sondern nur daß sie nicht außergewöhnlich wichtig erscheinen und daß ich abgelenkt bin (z.B. durch Referate) oder nach ESW gefahren und das Heft nicht mitgenommen habe. -
Konkret vermerkt seien hier noch: Führungskrise in der NPD: Thielen (verhältnismäßig gemäßigt) setzt Thadden ab, Thadden erreicht beim Vorstand Absetzung Thielens, der wird durch Gerichtsurteil als Vorsitzender bestätigt, Vorstand fordert daraufhin, daß er sich als Vorsitzender nur noch in Absprache mit bestimmten Vorstandsmitgliedern äußern dürfe. (inzwischen einige Zeit her) -
Diskussion (Krise?) in der FDP: Schatzmeister Rubin hat erklärt, man solle doch die DDR de facto anerkennen und auch die Oder-Neiße-Grenze. Von den führenden Vertretern der FDP scharf verurteilt, Angriffe von Seiten der anderen Parteien auf die FDP, weil diese Äußerungen mögl. waren und wegen des Schol[l]wer-Papiers einer Diskussionsgrundlage über die Deutschlandpolitik der FDP, die aus dem internen Geschäftsbereich in die Öffentlichkeit gelangte. - Morgen beginnt der Parteitag der FDP.

30.3.67

Spareinlagen nehmen zu, Senkung des Konsums (von Februar 66 zu 67 um 1 Prozent)

23.2.67

Staatsbürgerschaftgesetz der DDR vor zwei, drei Tagen angenommen worden.

21.2.67

Schon vor ein paar Tagen: Verhandlungsfühler, die von Kossygin, in London weilend, während der Kampfpause wegen des vietnamesischen Neujahrsfestes, auf engl. Bitte hin, ausgestreckt worden sein sollen, sollen ohne Geste des Entgegenkommens in Nordvietnam geblieben sein.

6.2.67

Seit langem einmal erfreuliche Nachrichten, die, bei viel (!) Optimismus, den Weg in eine Besserung der polit. Gesamtlage als Möglichkeit nahegerückt erscheinen lassen. Habe ich jetzt das, was man an den folgenden Nachrichten erfreulich nennen kann, genügend skeptisch wieder relativiert? Es mehren sich die Stimmen der Beobachter, wonach Hanoi, d.i. Nordvietnam schon bei Einstellung der Bombenangriffe auf Nordvietnam, also nicht mehr des Abzuges der Amerikaner zu Verhandlungen bereit wäre. Ob die augenblickliche amerikan. Regierung auf die Forderungen, die Hanoi dann stellen würde, eingehen kann und wird, bleibt freilich die Frage. Auch steht evtl. Verhandlungsbeginn noch in weiter Ferne; aber die Vorverhandlungen über die Verhandlungen scheinen doch in einer günstigen Phase zu sein.
"Das Neue Deutschland" hatte Rumänien kritisiert, daß es diplomatische Beziehungen zur BRD aufgenommen habe, ohne den Verzicht auf den Alleinvertretungsanspruch zu fordern. Das war in Rumänien sehr scharf kommentiert worden. Beobachter sprechen davon, daß eine kurzfristige Verlegung der Tagung der Außenminister der Ostblockstaaten von Berlin nach Warschau auf die rumänische Weigerung, jetzt einen Vertreter nach Ostberlin zu entsenden, zurückzuführen sei.

1.2.67

In diesen Tagen werden diplomatische Beziehungen mit Rumänien aufgenommen. "Es ist etwas geschehen!" -
Podgorny, sowjet. Staatschef, war bei Papst Paul in Ausienz. Die Kulturrevolution in China geht weiter. -
Bei einer Explosion in einem auf der Erde stehenden Raumschiff kamen drei amerikanische Astronauten ums Leben.

21.1.67

Am Donnerstag, dem 19.1.67 einen Vortrag über "Chinas heimliche Fronten" gehört.
China wurde darin als druchaus nicht militärisch aggressiv bezeichnet. Durch seinen ideologischen und propagandistischen Kampf habe es aber schon viel gewonnen. Pakistan, Burma, Nepal. Dann: Nord-Laos, Nordvietnam, Nord-Korea. - Indien sei im Kaschmir-Konflikt im Unrecht, wenn seine Haltung auch verständlich sei, da Kaschmir ein gutes Klima hat und auch strateg. wichtig ist. China sei bei Vorgehen geg. Tibet u. auch geg. Indien in der Sache weitgehend im Recht. Methode freilich zweifelhaft. -
Wer hat da noch Recht, Krieg zu führen! Unser Recht hat so wenig mehr für sich als das der anderen, daß es jedenfalls nicht rechtfertigt, daß wir andere, vielleicht bessere Menschen als wir dafür umbringen.

13.1.67

Heute habe ich erstmals DDR ohne sogenannte im Radio in den Nachrichten gehört. (Hessischer Rundfunk.) Es ging um ein Hallenhandballspiel, das "die DDR gegen die Sowjetunion" verlor.

5.1.67

Heute der Diskontsatz der Bundesbank (von 5% auf 4,5%) gesenkt. Adenauer 91 Jahre ... (So jung noch?)
Heute habe ich erstmalig DDR ohne sogenannte in den Nachrichten gehört (Hessischer Rundfunk). Es ging um ein Hallenhandballspiel, das "die DDR gegen die Sowjetunion" verlor.
Seit 2, 3 Tagen steht etwas von organisiertem Widerstand gegen das Vorgehen der "Roten Garde" in China in den Zeitungen. In Nanking sollen die Reaktionären die Macht in der Hand haben. -
Diskussion mit Stockwerkbewohnern über das Verhältnis zu China, über mögl. Weiterentwicklung.

4.1.67

Gegensätze in der großen Koalition werden deutlich. Dufhues hob in einem Artikel die Unterschiede zwischen CDU/CSU und den "deutschen Sozialisten" hervor. Vom Sprecher der SPD vieles zurückgewiesen und hart angegriffen. - Übrigens hat sich kurz nach der großen Koalition in Bonn wider Erwarten eine SPD-FDP-Koalition in Nordrhein-Westfalen gebildet. (vgl. 26.11.66 und 6.7.66)