Zur Rolle von Brandt und SPD

Nach Merseburger war 1968 eins der schwierigsten Jahre in der Geschichte der SPD. Zum einen wendete sich die aufbegehrende Jugend gegen sie, zum anderen die Gewerkschaften, insbesondere die IG Metall, die gegen die Notstandsgesetze kämpfte und deshalb die Große Koalition lieber heute als morgen beendet gesehen hätte.
Dass die Alternative zu den Notstandsgesetzen die bestehende Notstandsvollmacht der Alliierten gewesen wäre, die allenfalls die deutsche Regierung, gewiss aber nicht das Parlament in ihre Entscheidungsfindung eingebunden hätten, wollten die besorgten Kritiker nicht sehen, aus Furcht vor einer Wiederholung der Beseitigung von Demokratie mit Hilfe eines Gesetzes wie im März 1933.
Brandts integrierende Rolle, sein Werben "um Verständnis für die jungen Rebellen", die ihm ermöglichten 1969 mit "Wir wollen mehr Demokratie wagen" die Mehrheit der durch die Studentenbewegung für sich zu gewinnen, hatten neben anderem, was in seinem Charakter und seinem eigenen politischen Lebensweg begründet war, zwei wichtige Voraussetzungen:
1. Die Tatsache, dass er nie gnz die innere Beziehung zu dem politisch radikalsten seiner Söhne, zu Peter, verlor
2. Die Gunst der Stunde, die ihn von seiner Position als Regierender Bürgermeister von Berlin als Außenminister nach Bonn führte. Denn wenn er direkt in die Auseinandersetzungen mit den Studenten verwickelt gewesen wäre, wenn Benno Ohnesorg unter seiner politischen Verantwortung erschossen worden wäre, hätte er schwerlich den politisierten Studenten als Identifikationsfigur dienen können.
(vgl. auch P. Merseburger: Willy Brandt, S.552-562)

shiftingreality sieht in Willy Brandt den Vollender des von der APO angestrebten Ziels Verbesserung des Kapitalismus"Denn der Anstoß, den die Gesellschaft brauchte, war 1969 erfolgreich ausgeführt, der Job getan. Die APO endete unweigerlich mit der Erfüllung ihrer historische Aufgabe."

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